Die Gestalttherapie ist von Fritz und Laura Perls sowie Paul Goodman, zu Beginn der 50er Jahre des 20. Jhdt. in den USA entwickelt worden und hat sich in Europa etabliert und auch weiterentwickelt. Die Wurzeln der Gestalttherapie liegen in der Psychoanalyse, der Wahrnehmungspsychologie, dem Existentialismus und der Phänomenologie.
Gestalttherapie gehört wie Gesprächspsychotherapie, Psychodrama, Existenzanalyse und Körperpsychotherapie zu den Verfahren humanistischer Psychotherapie.
Nach Fritz Perls sind zentrale wahrnehmungspsychologische Begriffe die „Gestalt“ und der „Kontakt“. Der Mensch nimmt sich und seine Umwelt so Perls, als sinnvolle Einheiten – als Gestalten – wahr. Die Gestaltpsychologie befasst sich damit, wie wir wahrnehmen. Sie hat erkannt, dass wir dazu tendieren offene Gestalten (Situationen) zu schließen, ist dies nicht möglich entwickeln sich Kontaktstörungen (Perls). Werden diese Kontaktstörungen massiv, begünstigt dies die Entstehung von Erkrankungen.
Die Gestalttherapie habe ich bei einem Praktikum vor vielen Jahren in einer Psychosomatischen Klinik kennengelernt. Dieser therapeutische Weg hat mich sehr überzeugt. Seit dieser Zeit hat mich die Gestalttherapie nicht mehr losgelassen. Ihr konzentrierter Blick auf mehr Lebendigkeit, Energie, Selbstbestimmung, Sinnfindung, innere Stärke und Freiheiten zeigt den Weg zur Ganzheit und Vollständigkeit des Einzelnen. Es können Barrieren weichen, Sackgassen sich verändern und Verletzungen sich schließen.
Und WIE soll das funktionieren?
Der Einzelne wird mit der Gestalttherapie darin unterstützt, zu sein wie er wirklich ist und nicht wie er sein sollte. Sie stärkt die innere Freiheit, die Bindungs- und Kontaktfähigkeit, das eigene Wachstum, die Entwicklungsfähigkeit und führt zu einem lebendigen Wahrnehmen von sich und der Umwelt.
Grundlage der Gestalttherapie – der Gestaltansatz
Bei der Grundlage der Gestalttherapie (Gestaltansatz), liegt der Fokus u. a. auf der Ganzheit des Menschen (geistige-seelische-körperliche Einheit) und sein Streben nach Unversehrtheit. Im Mittelpunkt steht Wachstum und Kontakt mit sich und mit seiner Umwelt. Mit dem zentralen Blick auf die Achtsamkeit fördert die Gestalttherapie die eigene Wahrnehmung: was passiert gerade bei mir – was kann ich wahrnehmen? Wie fühle ich mich denn jetzt im Moment?
Gleichzeitig wird auch die Wahrnehmung (Aufmerksamkeit und Achtsamkeit) für die eigene Kontakt- und Beziehungsfähigkeit zu anderen Menschen in unserem Umfeld sensibilisiert und gestärkt. Ein wichtiger Bestandteil der gestalttherapeutischen Arbeit ist, im Hier & Jetzt zu bleiben. Weil wir nur ganz unmittelbar in diesem Moment – Hier & Jetzt – unverfälscht spüren, erleben, fühlen und erfahren können. So können alte Muster, die im Hier & Jetzt noch wirken, Konflikte, einschneidende Erfahrungen aus der Vergangenheit und Verletzungen, bearbeitet werden.
Wichtige Faktoren sind Grenzen im zwischenmenschlichen Kontakt. Sie sind auch essenzielle Elemente der Gestalttherapie: Grenzen spüren, Grenzen setzen, Grenzen verteitigen, Grenzen und Grenzverletzungen wahrnehmen. Die Wichtigkeit der Grenzen ist für den Einzelnen bedeutsam, in der Paarbeziehung aber bekommen Grenzen nochmal einen besonderen Stellenwert. Die Gestalttherapie erkennt Grenzen an und fördert den achtsamen Umgang mit Grenzen.
Bei der Gestalttherapie steht der Gefühlsausdruck und die dialogische Begegnung zwischen Ich und Du, zwischen Therapeutin und KlientIn, von Mensch zu Mensch im Vordergrund und nicht die Methode.
Gestalttherapeutisches Arbeiten – Was ist ein gesunder Mensch?
In der Therapie geht es darum, zu entdecken was unter den Symptomen verschüttet ist. Was für Bedürfnisse haben Sie ursprünglich? Was benötigen Sie? Was können Sie unter Umständen loslassen und was brauchen Sie dafür?
Durch ihre existentialistische Seite wertet die Gestalttherapie Symptome nicht nur als Störung. In der Therapie geht es nicht um richtig und falsch, sondern um das Wertschätzen und Annehmen dessen, was spürbar ist ohne es zu bekämpfen. Was ist darf sein; was sein darf, verändert sich. So können erlernte Verhaltensweisen die früher zum Überleben beigetragen haben, heute aber das Leben hemmen, achtsam und mit zunehmender Bewusstheit (Awarness) angeschaut werden. Es geht um die Suche nach dem eigenen Selbst und den individuellen Lebensweg.
Auch wenn der eigene Ist-Zustand manchmal schwer zu ertragen ist, wie schmerzhaft, aussichtslos, wenig aushaltbar, traurig, langweilig, festgefahren dieser immer erscheinen mag, scheint dieser Zustand manchmal vertraut und sicher. Altes und Vertrautes loszulassen, auch wenn es das eigene Leben einschränkt und behindert, ist oft schwer. Es braucht Mut und Willen zur Veränderung, um mit Erweiterungen der eigenen Handlungsmöglichkeiten zu spielen, den eigenen Tunnelblick zu weiten, sich den eigenen Raum zuzugestehen oder zu beginnen, ihn endlich zu schützen.

Mir begegnen öfter auch Menschen, die gut über ihren Zustand informiert sind. Sie haben Bücher gelesen, Informationen im Internet gesammelt und sich mit Freunden ausgetauscht. Ihr Wissen hat aber nicht wesentlich zur Verbesserung ihres Ist-Zustandes geführt. Ohne eine ganzheitliche und integrative Betrachtungsweise kann Veränderung nur bedingt eintreten. Die Gestalttherapie funktioniert nicht nur über Denken, Reden und Analysieren, sie lädt ein, Kontakt zu Ihren Gefühlen aufzunehmen.
Ich arbeite mit der Gestalttherapie erlebnisorientiert: erst durch Ausprobieren, Experimentieren, und Entdecken können neue Erfahrungen gemacht werden. Der Zugang zum eigenen Erleben kann sich weiten. Dabei arbeite ich beispielsweise mit Darstellung von Gesprächsinhalten auf dem leeren Stuhl, Symbolen, Träumen, Imaginationen, Körper- und Sinneswahrnehmungen. Auch mit einem durch Sie und mich entstehenden Dialog und dem zur Verfügung stellen meiner Wahrnehmung (phänomenologisch), können wir ins Arbeiten kommen. Die Wege sind vielfältig und werden im gemeinsamen Kontakt entstehen.
Durch die wachsende Selbstwahrnehmung wird der persönliche Blick, für die eigenen Bedürfnisse, Grenzen und Potentiale geweitet, sie werden erfahrbarer und prägnant. Abgespaltene, zurückgehaltene oder unterdrückte innere Anteile werden sichtbar und können gewürdigt und integriert werden. Blockarden und die damit verbundenen Energien lösen sich und Sie bekommen neue Kraft und Sicherheit für einen gesünderen Umgang mit Konflikten. Dies vermittelt Ihnen ein neues, erfüllteres Gefühl für Ihre innere Freiheit und führt zunehmend zum seelischen Ausgleich. Mit dem erlebnisorientierten Prozess in der Therapie werden neue Verhaltensweisen erlebbar und Veränderungen werden angestoßen. Neue und sinngebende Lebensperspektiven eröffnen sich.
Ich bin überzeugte Gestalttherapeutin und erlebe wie Gestalttherapie durch eine veränderte Kontaktfähigkeit des Einzelnen, Sperren lösen kann und lebenslanges Wachstum möglich macht.